Stephane Tissot
Über vierzig Jahre besteht der 35 ha große Familienbetrieb der Tissots und mittlerweile ist Stéphane, der Sohn von André und Mireille vollständig für die Vinifikation zuständig. Beste Lagen und Rebstöcke, die ein Durchschnittsalter von mehreren Jahrzenten aufweisen, liefern das Ausgangsmaterial für die ausgezeichneten Weine der Tissots. Ende der 90er Jahre wurde der Betrieb komplett auf eine Bewirtschaftung nach biodynamischen Richtlinien umgestellt und erhielt im Jahr 2005 schließlich das demeter-Zertifikat. Ungewöhlich, aber sehr erfreulich ist bei Tissots die äußerst sparsame Verwendung von Schwefel im Weinkeller, der En Barberon wurde sogar vollkommen ohne Schwefelgaben vinifiziert. Auf diese Weise entstehen narturbelassene, unverfälschte und auch bekömmliche Weine die ihre regionentypischen Charakter und auch den der Menschen, die sie produzierten, wirklich eindrucksvoll repräsentieren.
Als wir im Jahr 2001 zum ersten Mal Tissots Vin Jaune importierten, waren diese noch ein echter Geheimtipp und in Deutschland so gut wie unbekannt. Spätestens seit Stéphane vom renommierten französischen Weinführer Bettane et Dessesauve zur Entdeckung des Jahres 2005 erklärt wurde, hat sich das geändert. Stephanes Weine interpretieren den Weinstil dieser Region perfekt. Sie entfalten ihren Charme erst nach ein wenig Reife. Nicht auf Primärfrucht getrimmt, straff und von beeindruckender Mineralik eröffnen sie dem Verkoster eine völlig neuer Geschmackswelt. Und es fällt nicht leicht, sich auf diese einzulassen, so fremd muten uns die typisch nussigen, oxidativen Aromen an. Seine Chardonnays haben Stéphane berühmt und die Domaine Tissot zu einer der ersten Adressen französischer Weinkultur gemacht: Frisch, nussig und vergleichsweise unkompliziert der Empreinte, herzhaft und griffig der schwefelfrei ausgebaute En Barberon und zupackend der vor Mineralität strotzende La Mailloche
Dagegen ist es vergleichsweise einfach, sich auf die edelsüßen Weine dieser Region einzulassen: Der Vin de Paille ist eine der traditionellen Süßweinspezialitäten dieser Region. Er wird aus auf Stroh getrockneten Trauben vinifiziert, ebenso wie der Spirale und der Audace. Beim Macvin handelt es sich ebenfalls um einen Süßwein, er wird jedoch aus Traubenmost erzeugt, dem Marc de Jura (Trester) zugesetzt wird. Er kann sowohl als Aperitif wie auch als Digestif verwendet werden Der klassische Macvin du Jura ist weiss, auch wenn manchmal ein geringer Anteil roter Trauben mit verarbeitet wird. Er passt zu Honigmelone, Gebäck, herbstlichen Apfel-oder Trauben-Desserts und gereiftem Hartkäse, am besten natürlich zu einem Comté. Es gibt aber auch eine rote Variante aus Pinot Noir, die ebenfalls köstlich zu Käse ist, und dunkelschokoladige Desserts oder Waldbeeren-Desserts perfekt ergänzt.
Stéphanes Weine sind jeder für sich eigenständige Persönlichkeiten, qualitativ hochwertig und mit Individualität und Tiefgang. Originär, nonkomformistisch und deshalb auch nicht immer leicht zu verstehen, polarisieren sie und fordern uns zur Auseinandersetzung heraus. Und lassen dahinter auch die Persönlichkeit des Winzers erahnen, der dieser intellektuellen Schwere, die Sie nun möglicherweise bei der Lektüre dieser Lobeshymne ereilt, augenzwinkernd mit einem lässigen „La vie est belle“ begegnen würde. Oder kennen Sie jemanden, der seine Korrespondenz so charmant unterzeichnet? |